Fakten zum Eurasischen Luchs (Lynx lynx):
Die aktuelle Situation in Österreich
(Stand: April 2019)
Kurzfassung:
- Der Luchs war in Österreich – wie im gesamten Alpenraum und im Böhmerwald – komplett ausgerottet. Die heutigen Vorkommen begründen sich alle aus Wiederansiedlungsprojekten.
- Dauerhafte Vorkommen mit Reproduktion (Jungtiere) gibt es in Österreich derzeit nur im Mühlviertel (OÖ), im Waldviertel (NÖ), im Bereich des Nationalpark Kalkalpen (OÖ) und seit Kurzem auch in Vorarlberg.
- In Österreich gibt es aktuell ungefähr 25 selbstständige Luchse (adulte Tiere und subadulte Tiere).
- Der Luchs ist nicht scheu, sondern er verlässt sich auf seine Tarnung, hat dadurch geringe Fluchtdistanzen und kann daher bei Begegnungen mit Menschen vertraut wirken.
- Für Angriffe von gesunden Luchsen auf Menschen in freier Wildbahn konnten keine Belege gefunden werden. Auch für Kinder stellt der Luchs keine Gefahr dar.
- Übergriffe von Luchsen auf Nutztiere (Schafe oder Ziegen) können vorkommen, sind in Mitteleuropa jedoch selten.
- Die Hauptbeute des Luchses in Mitteleuropa ist Schalenwild (Rehe, Gämsen, Rotwildkälber).
- Das Wild (z.B. Rehe) verhält sich bei Anwesenheit des Luchses häufig weniger kalkulierbar und ändert seinen Rhythmus. Die Verhaltensanpassung der Beutetiere an die Anwesenheit des Luchses kann deren Sichtbarkeit beeinflussen und eine Bejagung erschweren.
- Eine dichterelevante Reduktion der Beutetiere ist, unter den derzeit in Österreich vorherrschenden Bedingungen, unwahrscheinlich.
- Der Luchs kommt mit der Kulturlandschaft in Mitteleuropa gut zurecht, so lange es genug deckungsreiche Landschaften und genügend Beutetiere gibt.
- Die räumliche und zahlenmäßige Entwicklung einer Luchs-Population (Populationstrends) kann nur durch ein langfristiges Monitoring dokumentiert werden.
- Luchse sind in Österreich durch mehrere internationale und nationale Schutzbestimmungen streng geschützt und dürfen nicht bejagt werden.
- Die größte Gefahr für Luchse in Mitteleuropa geht von illegalen Tötungen aus.
Etwas ausführlicher:
Ausrottung und Wiederansiedlung:
Der Luchs verschwand bis spätestens zum Anfang des 20. Jahrhunderts aus seinen letzten Rückzugsgebieten in den Alpen, den deutschen, französischen und tschechischen Mittelgebirgen sowie den Dinariden. Der Luchs galt damit in West- und fast ganz Mitteleuropa als ausgerottet. Der Grund dafür war die intensive Nachstellung aller großen Beutegreifer durch den Menschen, der Verlust an Lebensraum (Entwaldung) und der massive Rückgang an natürlichen Beutetieren (Schalenwild) durch Überbejagung und Lebensraumzerstörung (1).
Die heutigen Vorkommen in Österreich, Tschechien, Deutschland, der Schweiz, Liechtenstein, Frankreich, Italien, Slowenien, Kroatien und Bosnien stammen allesamt aus Wiederansiedlungsprojekten.
Die Luchse im Mühl- und Waldviertel entstammen einem Wiederansiedlungsprojekt mit 17 slowakischen Karpaten-Luchsen im Gebiet des heutigen tschechischen Šumava-Nationalparks in den 1980er-Jahren und sind aus Tschechien und Bayern nach Österreich zugewandert. Schon in den frühen 1970er-Jahren wurden im Gebiet des Nationalparks Bayerischer Wald einige Luchse freigelassen. Es ist allerdings unklar, ob sich diese halten konnten (1).
Das Wiederansiedlungsprojekt im Bereich der Turrach in der Steiermark Ende der 1970er-Jahre verlief nicht erfolgreich. Die Gründe dafür waren Abwanderung der Luchse in verschiedene Richtungen und illegale Verfolgung (1).
2011, 2013 und 2017 wurden im Rahmen eines offiziellen Wiederansiedlungsprojekts insgesamt 5 Luchse von der Schweiz in den Nationalpark Kalkalpen übersiedelt. Bei einer Umfrage in Oberösterreich zeigten sich 90 % der Befragten gegenüber den Bemühungen, den Luchsfortbestand zu sichern, positiv eingestellt (4).
Die Schweizer Luchse wiederum stammen wie die Böhmerwaldluchse ursprünglich von Gründertieren aus der Slowakei ab.
Luchse sind wie viele Katzenarten – und ganz im Gegensatz zu Wölfen – keine guten Kolonisatoren und erobern nur langsam ihre ursprünglichen Lebensräume zurück. Vom Menschen geschaffene Barrieren und der geringe Ausbreitungsdruck der bestehenden Luchspopulationen machen Wiederansiedlungs- bzw. Umsiedlungsprojekte daher notwendig.
Vorkommen in Österreich:
Echte Luchs-Populationen – also dauerhafte Vorkommen mit Reproduktion (Jungtieren) – gibt es in Österreich derzeit nur im Mühlviertel (OÖ) und im Waldviertel (NÖ) als Teil der Böhmisch-Bayerisch-Österreichischen Population, im Nationalpark Kalkalpen (OÖ) und dessen Umfeld sowie seit Kurzem auch in Vorarlberg. Die Luchse im Nationalpark Kalkalpen und in Vorarlberg sind Teil der Alpinen Population. In Kärnten gibt es seltene Nachweise aus dem Dreiländereck (Kärnten, Friaul, Slowenien). Einzelne Individuen wurden in jüngster Vergangenheit auch im nördlichen Pinzgau (an der Grenze zum Nationalpark Berchtesgaden) und in der Steiermark nachgewiesen.
- Fast alle Luchse im Mühl- und Waldviertel sind Grenzgänger. D.h., sie nutzen auch Gebiete in Tschechien und/oder Bayern.
- Die Luchse im Mühl- und Waldviertel stehen nicht in einem genetischen Austausch mit den Luchsen im Bereich des Nationalparks Kalkalpen.
- Das Vorkommen im Nationalpark Kalkalpen stellt eine isolierte Population dar.
In Österreich gibt es aktuell ungefähr 25 selbstständige Luchse: adulte Tiere (über 2 Jahre) und subadulte Tiere (zwischen 1 und 2 Jahren). Diese Zahlen basieren auf den Ergebnissen des Luchs-Monitorings.
Verhalten gegenüber Menschen:
Luchse sind nicht unbedingt scheu. Sie führen vielmehr ein „heimliches“ Leben. In den meisten Fällen sieht oder hört ein Luchs Menschen lange bevor diese überhaupt in dessen Nähe kommen. Kommt es dennoch zu einer Begegnung zieht sich der Luchs meist eher langsam zurück. Das ist kein Hinweis auf unnatürliche Vertrautheit gegenüber dem Menschen (z. B. durch Gefangenschaftshaltung). Der Luchs ist nicht scheu, sondern er verlässt sich auf seine Tarnung, hat dadurch eine geringe Fluchtdistanz und kann daher bei Begegnungen mit Menschen vertraut wirken.
Luchse sind hauptsächlich dämmerungs- und nachtaktiv. Die Chance, einen Luchs zu sehen, ist für viele Menschen also von vornherein sehr gering und ein seltener Glücksfall.
Luchse, die an Einzelgehöften oder in Siedlungen nach Futter suchen, sind in der Regel verwaiste Jungtiere, die ihre Mutter verloren haben.
Gefahr für Menschen:
Für Angriffe von gesunden Luchsen auf Menschen in freier Wildbahn konnten keine Belege gefunden werden. Eine Luchskatze verteidigt selbst ihre Jungen gegenüber Menschen nicht. Auch für Kinder stellt der Luchs keine Gefahr dar. Die einzige Ausnahme könnte – wie bei jeder Tierart – ein tollwütiges Tier sein. Tollwut kommt bei Luchsen aufgrund der geringen Dichten allerdings sehr selten vor. Zudem ist die Tollwut in Mitteleuropa weitgehend ausgerottet.
Mögliche Komplikationen kann es bei einer Begegnung zwischen einem Luchs und einem Hund geben.
Gefahr für Nutztiere:
Im Allgemeinen fallen die durch Luchse verursachten Nutztierrisse eher gering aus (meistens sind Schafe betroffen, seltener Ziegen). Die meisten Luchse verursachen keine Nutztierschäden (2). Kälber von Rindern fallen nicht ins Beuteschema. Für die Mutterkuhhaltung stellt der Luchs also keine Gefahr dar. Eine Tötung von mehreren Tieren gleichzeitig kommt beim Luchs selten vor.
Etwaige Verluste von Weidetieren sind jedenfalls umgehend an die zuständige Bezirkshauptmannschaft zu melden. Die Kompensationszahlungen für Verluste von Nutztieren werden zunehmend von der öffentlichen Hand übernommen. Gemäß Artikel 8 der FFH-Richtlinie können die österreichischen Bundesländer ab der Finanzierungsperiode 2021-2027 auch deutlich mehr EU-Fördermittel für die Vermeidung, die Verminderung oder den Ausgleich von durch geschützte Arten verursachten Schäden beantragen (7, 10).
Beutetiere:
Luchse sind Pirsch- und Lauerjäger und jagen die Tiere, die häufig vorkommen und verhältnismäßig leicht zu erbeuten sind. Der Luchs selektiert primär Tiere mit geringerer Aufmerksamkeit.
Die Hauptbeute des Luchses in Mitteleuropa ist Schalenwild – besonders Rehe und wo diese vorkommen auch Gämsen oder Rotwildkälber. Der Luchs schlägt Rehe und Gämsen aller Altersklassen und beider Geschlechter gleichermaßen. Auch Füchse werden nicht selten von Luchsen getötet (1). Darüber hinaus werden gelegentlich Feldhasen, Marder, Vögel und diverse Kleinsäuger erbeutet.
Abgetrennte Köpfe von Rehen sind – entgegen der weit verbreiteten Annahme – nicht dem Luchs, sondern dem Fuchs zuzuschreiben. Füchse tragen ihren Jungen Nahrung zu, Luchsweibchen hingegen nicht. Luchse verscharren Beuteüberschuss häufig zur Tarnung gegenüber Nahrungskonkurrenten.
Die teilweise sehr hohen Schwarzwildbestände wird der Luchs nicht reduzieren.
Nur bei schwachen Rotten kann es dem Luchs gelingen, ausnahmsweise einen Frischling zu erbeuten. Bei Rotten mit starken Bachen wird der Luchs kaum Einfluss haben. Umgekehrt könnten auch Wildschweine dem Luchs durchaus gefährlich werden.
Für in Österreich zum Teil selten gewordene Vogelarten wie Raufußhühner (Auerhuhn, Birkhuhn, …) stellt der Luchs keine nennenswerte Gefahr dar. Bei Analysen von Kotproben konnten in Mitteleuropa Überreste von Raufußhühnern nur sehr selten festgestellt werden. In Nordeuropa, wo Rehe seltener und Raufußhühner viel häufiger sind, machen diese einen größeren Anteil aus (1).
Eine Spezialisierung des Luchses auf seltene Tierarten ist kaum möglich, da sie immer eine Zufallsbeute sein werden.
In Mitteleuropa kann man im Verbreitungsgebiet des Luchses von einer Luchs-Dichte von rund einem Tier auf 100 km2 (10.000 ha) ausgehen (5). Der Luchs ist ein reiner Fleischfresser, dessen Nahrungsbedarf in etwa zwei Kilogramm Fleisch pro Tag oder einem Beutetier in Reh-Größe pro Woche entspricht. Das sind im Jahr ca. 50 bis 70 Rehe pro Luchs oder 0,5 bis 0,7 Rehe auf 100 ha (9). Führende Katzen haben einen entsprechend erhöhten Bedarf.
Als Vergleich: Im Jagdjahr 2017/2018 wurden in Österreich 286.000 Stück Rehwild von Jägern erlegt und 41.000 Rehe im Straßenverkehr getötet. Hinzu kommen noch sonstige Verluste in der Höhe von 31.000 Stück (Zahlen sind gerundet) (8).
Umgelegt auf die jagdlich genutzte Fläche Österreichs ohne Wasser- und Gletscherflächen ergibt die Summe der oben genannten Zahlen für das Jagdjahr 2017/2018 einen durchschnittlichen Rehabgang von rund 5 Rehen auf 100 ha.
Einfluss auf Beutetiere / Einfluss auf die Jagd:
Unter gewissen Umständen kann die Prädation des Luchses einen deutlichen Einfluss auf die Rehbestände haben, allerdings wurde dies meist nur in Gebirgsregionen beobachtet, wo die harten Bedingungen im Winter der entscheidende limitierende Faktor sind. Dort, wo es strenge Winter gibt und wo die Produktivität der Lebensräume abnimmt, wird der Einfluss der Jagd, des Verkehrs und auch der Beutegreifer größer (1).
Die Koevolution des heimischen Schalenwildes und der großen Beutegreifer verlief über Zehntausende von Jahren. Beutetiere und Beutegreifer konnten sich so wechselseitig anpassen und jeweils eigene Überlebensstrategien entwickeln.
Der Rehbestand ist in erster Linie von der Qualität des Lebensraumes und etwaiger Konkurrenz durch andere Schalenwildarten abhängig. Der Schlüsselfaktor ist das Nahrungsangebot, das wiederum vom Klima und von der Land- und Forstwirtschaft beeinflusst wird (11).
Eine dichterelevante Reduktion der Beutetiere ist, unter den derzeit in Österreich vorherrschenden Bedingungen, unwahrscheinlich.
Die Anwesenheit des Luchses wirkt sich viel eher auf das Verhalten von Schalenwild aus. Es verhält sich anfangs oft weniger kalkulierbar und ändert seinen Rhythmus.
Die Verhaltensanpassung der Beutetiere an die Anwesenheit des Luchses kann deren Sichtbarkeit beeinflussen und eine Bejagung erschweren. Diese Luchs-bedingte Störung im Revier eines Jägers dauert selten länger als zwei bis vier Wochen im Jahr, da der Luchs innerhalb seines sehr großen Streifgebietes ständig umherzieht (3).
Ob die instinktive Zunahme an Vorsicht aber dazu führt, dass Freiflächen gemieden werden, ist noch unklar. Auch das Gegenteil wäre plausibel denn das Rehwild kann den Beutegreifer Luchs auf Freiflächen eher eräugen und schneller flüchten.
Der Einfluss des Luchses auf die Waldverjüngung ist stark von den jeweiligen lokalen Gegebenheiten abhängig und kann nicht pauschal beurteilt werden. Nach einer Studie aus Deutschland ist der Leittriebverbiss – zumindest im Bayerischen Wald – in Bereichen mit territorialen Luchsen niedriger als in Gebieten ohne Luchsvorkommen (5).
Lebensraum-Ansprüche:
Es wird immer wieder behauptet, für den Luchs und andere große Beutegreifer gäbe es in Mitteleuropa überhaupt keinen Platz mehr. Dem ist entgegen zu halten, dass der Luchs zwar sicher kein Kulturfolger ist, jedoch mit der vom Menschen geprägten Kulturlandschaft durchaus gut zurechtkommt, so lange es genug deckungsreiche Landschaften und genügend Beutetiere gibt. Österreich verfügt über hinreichend große Waldgebiete (fast 50 % der Landesfläche sind mit Wald bestockt) mit hohem Wildbestand, die dem Luchs das Überleben sichern könnten.
Luchse leben als Einzelgänger und haben einen großen Raumanspruch. In Mitteleuropa schwankt die Reviergröße zwischen 50 und 400 km2. Die Streifgebiete der Luchs- Männchen (Kuder) sind deutlich größer als die der Luchs-Weibchen (Katzen) und überlappen sich oft mit jenen der Weibchen. Luchse kontrollieren ihre Reviere regelmäßig, können auf der Suche nach Partnern, Lebensraum oder Beutetieren aber auch weite Wanderungen unternehmen. Nicht selten wird ein und derselbe Luchs an mehreren oft weit voneinander entfernten Orten nachgewiesen.
Forschung:
Das Luchs-Monitoring dokumentiert die räumliche und zahlenmäßige Entwicklung einer Population. Um Populationstrends aufzeigen zu können ist es unabdingbar, ein Monitoring über längere Zeiträume hinweg durchzuführen. Dazu werden hauptsächlich automatische Wildkameras eingesetzt. Jeder Luchs hat eine individuelle Fellzeichnung und kann so anhand der Fotos, die mit Hilfe der Wildkameras (Fotofallen) gemacht werden, von anderen Individuen unterschieden werden.
Schutzbestimmungen:
Luchse sind in Österreich durch mehrere nationale und internationale Schutzbestimmungen streng geschützt.
Der Luchs untersteht in allen österreichischen Bundesländern dem jeweiligen Landes-Jagdgesetz, wo er entweder als ganzjährig geschonte Wildart (Burgenland, Kärnten, Oberösterreich, Salzburg, Steiermark, Tirol, Vorarlberg, Wien) oder als nicht jagdbares Wild (Niederösterreich) geführt wird. In den Bundesländern Niederösterreich (weil nicht jagdbar), Oberösterreich, Steiermark, Vorarlberg und Wien findet der Luchs auch im Naturschutzgesetz Berücksichtigung. In der aktuellen Roten Liste für Österreich wird der Luchs als „stark gefährdet“ geführt.
In der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union (FFH-Richtlinie)
ist der Luchs im Anhang II und IV geführt. Als EU-Mitgliedsstaat ist Österreich somit verpflichtet, einen günstigen Erhaltungszustand für den Luchs und seinen Lebensraum zu erreichen, zu erhalten und zu überwachen.
In Folge der europaweiten Gefährdungssituation wird der Luchs im Anhang A der EU-Artenschutzverordnung (Verordnung EG Nr. 338/97) aufgeführt und besitzt somit in der Europäischen Union den höchsten Schutzstatus. Die EU-Artenschutzverordnung regelt den internationalen Handel mit Exemplaren und Produkten gefährdeter Tier- und Pflanzenarten. Durch diese Verordnung wird das Washingtoner Artenschutz-Übereinkommen (CITES) umgesetzt.
Der Luchs wird auch durch die Berner Konvention und die Bonner Konvention (Übereinkommen zur Erhaltung wandernder wild lebender Tierarten) geschützt.
Bedrohung:
Die größte Gefahr für Luchse in Mitteleuropa geht von illegalen Tötungen aus. Da sich in Österreich noch kein stabiler Bestand entwickelt hat, kann selbst die Tötung von nur einem Tier drastische Konsequenzen für das Überleben der Art bei uns haben. Einer bayerischen Studie zur Folge wird ein Drittel aller Luchse illegal getötet (6). Das geringe Durchschnittsalter der untersuchten Luchse und die Tatsache, dass vielerorts keine weitere natürliche Ausbreitung stattfindet, weisen stark auf illegale Tötungen hin. Das ist kein ausschließlich bayerisches Phänomen, sondern trifft auch auf Österreich, Tschechien, die Schweiz, Frankreich und Slowenien zu.
In Oberösterreich konnten zwei Personen überführt werden und nach § 181 f Abs. 1 StGB wegen vorsätzliche Schädigung des Tier- und Pflanzenbestandes strafrechtlich verurteilt sowie im zivilgerichtlichen Verfahren zu einer Schadenersatzzahlung an den Nationalpark Kalkalpen verpflichtet werden.
Ausschlaggebend für das Überleben des Luchses in Mitteleuropa ist die Akzeptanz des Luchses durch die Jägerschaft und die Bereitschaft, den Luchs als natürlichen Bestandteil des Ökosystems sowie als Symbol für einen intakten Lebensraum zu sehen.
Ein weiteres, nicht unbedeutendes Gefahrenpotential ist der Straßenverkehr, dem immer wieder Luchse, vor allem unerfahrene Jungtiere, zum Opfer fallen. Die Mortalitätsrate ist bei Jungtieren überhaupt relativ hoch. Laut Untersuchungen aus der Schweiz überleben nur etwa die Hälfte der Jungtiere das erste Lebensjahr (1).
Literatur-Quellen:
(1) Breitenmoser, U., Breitenmoser-Würsten, C. (2008): Der Luchs – Ein Großraubtier in der Kulturlandschaft. Salm Verlag, Wohlen/Bern, 537 S.
(2) Bundesamt für Umwelt (2016): Konzept Luchs Schweiz. Vollzugshilfe des BAFU zum Luchsmanagement in der Schweiz, Bern, 22 S.
(3) Fasel, M.: Der Luchs und die Jagd – aus der Sicht eines Biologen und Jägers. http://www.jagd.it/hochwild/luchs/bericht-luchsundjagd.htm
(4) Födermayr, R. (2012): Die Einstellung der oberösterreichischen Bevölkerung zum Luchs und seinem Fortbestand. MARKET-Institut für Markt- und Meinungs- und Mediaforschung. Linz
(5) Heurich, M. et al (2004): Der Einfluss des Luchses auf Rehpopulation und Waldverjüngung. Wald und Wild 21/2004, 1139-1141
(6) Heurich, M. et al (2018): Illegal hunting as a major driver of the source-sink dynamics of a reintroduced lynx population in Central Europe. Biological Conservation 224, 355–365
(7) Prioritärer Aktionsrahmen für Natura 2000 gemäß Artikel 8 der Richtlinie 92/43/EWG des Rates zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen (Habitat-Richtlinie)
(8) STATISTIK AUSTRIA (2018): Jagdstatistik 2017/18
(9) von Arx, M. et al (2018): Der Luchs im Jura: unter besonderer Berücksichtigung des Solothurner Juras. Mitteilungen Naturforschende Gesellschaft des Kantons Solothurn 43, 177-234
(10) WWF (2018): Wolf, Fischotter & Co: Österreich kann bei der EU mehr Naturschutz-Mittel abholen. WWF-Presseaussendung vom 03.12.2018
(11) Zeiler, H. (2019): Situationselastischer Kleinhirsch. Der Anblick, Jänner 2019, 14-1
Weitere umfangreiche Informationen zum Luchs in Österreich findet man auf u.a. auf folgenden Websites:
http://luchs.boehmerwaldnatur.at (Luchsprojekt Österreich Nordwest)
facebook.at/boehmerwaldluchs
https://de.wikipedia.org/wiki/Eurasischer_Luchs
www.3lynx.eu
www.lifelynx.eu