Fakten
und die aktuelle Lage in Österreich
Autorin: Karoline Schmidt
(Stand: Februar 2021)
Kurzfassung:
- Eichelhäher sind Rabenvögel, die sich mit Eichen verpartnert haben.
- Ein einzelner Häher legt im Herbst bis zu 5.000 Eicheln als Vorrat an. Darauf beruht die Beziehung von Baum und Vogel. Denn die Eiche ist für die weiträumige Verbreitung ihrer schweren Samen auf den Häher angewiesen: er versteckt die Eicheln in einem Umkreis von mehreren Kilometern und in Lebensräumen, die für Keimung und Wachstum günstig sind.
- Deshalb keimen aus vielen dieser versteckten Samen im Frühjahr neue Eichen – aber nicht, weil der kluge Häher diese Eicheln vergessen hat. Er legt seinen Vorrat schließlich nicht nur für den Winter, sondern genauso für Frühling und Sommer an. Denn die großen Eicheln sind auch nach ihrer Keimung – und damit nahezu ganzjährig – energiereiche Nahrung. Der Häher kann sie nutzen, ohne den daraus wachsenden Eichenspross zu beeinträchtigen.
- Eichen sind hitze- und trockenheitstolerante Pfahlwurzler. In Hinblick auf eine wärmere, trockenere und stürmischere Zukunft werden sie vielerorts eine wichtige, stabilisierende Baumart sein. Deshalb fördern manche Förster gezielt die natürliche Verjüngung von Eichen und den Aufbau artenreicher Wälder mit Hilfe des Eichelhähers.
- Eichelhäher sind durch die EU-Vogelschutzrichtlinie geschützt. Dennoch werden in Österreich alljährlich von Jägern tausende erschossen oder gefangen und dann getötet – nicht im Rahmen der regulären Jagd, sondern auf Basis einer speziellen Genehmigung „zur Abwendung erheblicher Schäden an Kulturen, Viehbeständen, Wäldern, Fischereigebieten und Gewässern, zum Schutz der Pflanzen- und Tierwelt“.
- Es gibt jedoch keinen Beleg dafür, dass Eichelhäher Schäden verursachen, die eine intensive und flächendeckende Bejagung rechtfertigen.
- Zwar fressen Eichelhäher neben Eicheln und vielerlei anderem fallweise, und in einem geringen Ausmaß, auch Kirschen, Weintrauben, Mais, Vogeleier und Nestlinge. Doch die unterschiedlichen Begründungen für die Bejagungserlaubnis lassen vermuten, dass man den Eichelhäher ohne Anhaltspunkte jener Schäden bezichtigt, die eine Ausnahmegenehmigung gemäß Vogelschutzrichtlinie erlauben. Die Schadensvorwürfe basieren offenbar auf seiner Zugehörigkeit zur Familie der Rabenvögel, ohne Berücksichtigung bestehender Unterschiede zwischen den Gattungen und Arten.
- Manche Jäger sind ehrlich überzeugt, dass die Jagd auf Eichelhäher Naturschutzarbeit wäre, was jedoch keineswegs der Fall ist. Im Gegenteil: Eine auf Reduktion der Eichelhäher-Population abzielende Bejagung ist nicht nur ökologisch und ökonomisch, sondern auch gesellschaftlich widersinnig, sind doch artenreiche Wälder aufgrund ihrer Wohlfahrts- und Erholungswirkung doch im Interesse der Allgemeinheit.