
Grund für den Ausstieg ist eine aus Sicht des WWF rechtswidrige Verordnung, die zur Entnahme von bis zu 150 Fischottern berechtigt. Lesen Sie die genaue Begründung des WWF hier.

Grund für den Ausstieg ist eine aus Sicht des WWF rechtswidrige Verordnung, die zur Entnahme von bis zu 150 Fischottern berechtigt. Lesen Sie die genaue Begründung des WWF hier.
(Stand: Oktober 2025)
Hier die aktuelle Version zu unserem Positionspapier Fischotter als PDF.
Kurzfassung:
Otter-Fakten im Detail:
Das Entnahmeexperiment an der Lafnitz im Burgenland betraf die Äschenregion und wurde in einem Abschnitt durchgeführt, der bezüglich Gewässermorphologie als besonders naturnah zu bezeichnen ist; außerdem gibt es dort im Nahbereich keine Teiche, die das Experiment ähnlich wie an der Görtschitz in Kärnten negativ hätten beeinflussen können. Die Äschenregion liegt fischökologisch flussabwärts der Forellenregion. Das Gewässer ist breiter und größer und vor allem auch wärmer als die Forellenregion der Oberläufe. Sie bietet daher der Äsche ideale Lebensräume. Langzeitanalysen der Fischbestände deuten darauf hin, dass die Resilienz der Bachforelle gegenüber der Prädation des Otters deutlich niedriger war als jene der Leitfischart Äsche. Der Effekt auf den Forellenbestand wurde und wird allerdings durch Besatzmaßnahmen der Angelfischerei überlagert.
Bei der Äsche kam es erst nach 2016zu einem markanten Rückgang. In dieser Zeit hatte sich die Wassertemperatur der Lafnitz deutlich erhöht, das Gewässer ist nun insbesondere im Sommer über viele Wochen zu warm für die Äsche. Gerade im Sommer erfolgte eine vermehrte Prädation von Äschen durch den Fischotter, was darauf hindeutet, dass sie für den Otter leichter zu erbeuten waren als vor 2016. Die Entnahme von fünf Ottern im Verlauf von 16 Monaten, von November 2019 bis Februar 2021, führte allerdings zu keiner Konsolidierung des Äschenbestandes, obwohl die Otterpräsenz im Gebiet über die Entnahme hinaus stark abgenommen hatte. Dies kann als Indiz dafür gelten, dass die Äschen primär von anderen Einflüssen in ihrem Bestand vermindert wurden.
Das Entnahmeexperiment in OÖ ermöglichte an vier zirka 15 km langen Strecken die Entnahme durch die örtlichen Jäger im Laufe von drei Jahren ohne zahlenmäßige Beschränkung. Besonders aufschlussreich waren die Ergebnisse von drei Gewässern im Mühlviertel. An der Steinernen Mühl wurden 13 Otter entnommen, an der Großen Rodl 11; die Waldaist war die Referenzstrecke ohne Otterentnahme. Die Fischbestände wurden jährlich quantifiziert, der Otterbestand nur zu Beginn vor den Otterentnahmen und danach. Demnach waren die Otterbestände auf ein Viertel des Anfangsbestandes zurückgegangen, allerdings nicht nur an Mühl und Rodl, sondern auch an der Waldaist. In keinem der Fälle war es auch nur ansatzweise zu einer Erholung der Forellenbestände gekommen, was auf andere begrenzende Faktoren für die Fischbestände als den Otter zurückgeführt wurde.
Die Beispiele der Görtschitz und der Forellengewässer im Mühlviertel verweisen darauf, dass der Otter dort zwar ein fischereiwirtschaftliches Problem darstellt, aber zu keiner Gefährdung intakter Forellenbestände führt. Das Beispiel der Lafnitz zeigt, dass Otter für Fischarten mit – in Folge Klimawandel, Fischkrankheiten, Nahrungsmangel und Verlust an Laichplätzen (Kolmatierung) etc. – rückläufigen Beständen ein zusätzliches Problem darstellen kann. Durch die Otterentnahme wurde diesem Trend an der Lafnitz aber kein Einhalt geboten. Eine abschließende Beurteilung der Zweckmäßigkeit von Otterentnahmen zur Stabilisierung und Erholung von Fischbeständen ist mit diesen drei Experimenten nicht möglich. Die Untersuchungen haben aber deutlich gemacht, dass die Frage nach den tatsächlich den Fischbestand begrenzenden Faktoren ganz zentral ist und dort der Hebel anzusetzen ist. Die Entnahmeexperimente belegen jedenfalls, dass Otterbestände primär über das Nahrungsangebot und nicht über allfällige Entnahmen reguliert werden.
Die Kampagnen der Fischereibewirtschafter, unterstützt von Politik und Medien, Otter zum alleinigen Sündenbock der ausdünnenden Fischbestände in Fließgewässern zu machen, erinnern an die Kampagnen, den Wolf als „Totengräber der Almwirtschaft“ darzustellen (s. Positionspapier). Sowohl Wolf, als auch Otter sind ganz offensichtlich nicht DIE Hauptfaktoren in einem komplexen ökologischen Gefüge. Dennoch sucht man von Seiten der zuständigen Landesregierungen auf Druck von Interessensverbänden das Heil im „Entnehmen“, also dem Töten mehr oder weniger streng geschützter Tiere – auf Basis von mangelhaftem Monitoring und fern jeder Evidenz für die Wirksamkeit dieser Maßnahmen.
Kranz A, Polednik L & Poledníková K. 2003: Fischotter im Mühlviertel: Ökologie und Management Optionen im Zusammenhang mit Reduktionsanträgen. Gutachten im Auftrag des Oberösterreichischen Landesjagdverbandes, Hohenbrunn 1, A-4490 St. Florian. 73 Seiten.
Kranz A, & Ratschan C 2017: Zu Auswirkungen des Fischotters auf Fischbestände in Fließgewässern Oberösterreichs. Analysen und gutachterliche Einschätzungen sowie Managementvorschläge. Bericht im Rahmen des ELER Projektes „Basisdaten Fischotter Oberösterreich“. Im Auftrag des Amtes der Oö. Landesregierung, Direktion für Landesplanung, wirtschaftliche und ländliche Entwicklung, Abteilung Land- und Forstwirtschaft, 22 Seiten.
Kranz A, Cocchiararo B, Poledník L et al. 2017: Erhebung von Basisdaten zum Fischotterbestand an sechs Fließgewässern Oberösterreichs. Endbericht im Auftrag des Amtes der Oberösterreichischen Landesregierung, Direktion für Landesplanung, wirtschaftliche und ländliche Entwicklung, Abteilung Land- und Forstwirtschaft, 56 Seiten.
Kranz, A. & Rechberger, A. 2021: Zur Nahrungsökologie des Fischotters in Hinblick auf gefährdete Fische am Beispiel von Gamlitz- und Schwarzaubach in der Steiermark. Endbericht für den Naturschutzbund Steiermark, 153 Seiten.
Kranz, Cocchiararo & Poledník 2022: Auswirkungen der Entnahme von Fischottern auf die Otterpräsenz an sechs Fließgewässerabschnitten Oberösterreichs. Endbericht im Auftrag des Amtes der Oberösterreichischen Landesregierung, Direktion für Landesplanung, wirtschaftliche und ländliche Entwicklung, Abteilung Land- und Forstwirtschaft; 39 Seiten.
Kruuk H 1995: Wild Otters: Predation and Populations. Oxford University Press.
Kruuk, H. 2002: Hunter and hunted. Relationships between carnivores and people. Cambridge University Press.
Kruuk H. 2006: Otters: ecology, behaviour and conservation. Oxford University Press.
Mason CF 1989: Water pollution and otter distribution: a review. Lutra 32:97-131.
Ratschan C & Hammerschmied U 2022: Studie über die Auswirkungen von Fischotterentnahmen auf den Fischbestand in OÖ. Gewässern. Endbericht. I. A. Land OÖ, Abt. Land- und Forstwirtschaft; 166 Seiten.
Waldner K, Bechter T et al. 2020: A brown trout (Salmo trutta) population faces devastating consequences due to proliferative kidney disease and temperature increase: A case study from Austria. Ecol Freshw Fish 29:465-476.
Weinberger I, Baumgartner H 2018: Der Fischotter: ein heimlicher Jäger kehrt zurück. Haupt Verlag.
Wolfram G, Kranz A, Poledník L et al. 2023: Zum Einfluss des Fischotters auf den Fischbestand der Lafnitz. Broschüre im Auftrag des Amtes der Burgenländischen Landesregierung. Wien – Graz, 60 Seiten.